Sonne, Vulkanlandschaften, Korallenriffe – und mittendrin eine Abiturientin aus Warendorf: Drei Monate verbrachte Maja Lüppen, 18, nach ihrem Abitur am Paul-Spiegel-Berufskolleg auf der französischen Insel La Réunion im Indischen Ozean. Möglich machte das ein Auslandspraktikum über Erasmus+. „Der Aufenthalt gehört zu den schönsten Monaten meines Lebens“, sagt sie heute.

La Réunion, ein französisches Überseegebiet zwischen Madagaskar und Mauritius, gehört zur Europäischen Union und gilt als Schmelztiegel der Kulturen. Das Herzstück der Insel mit dem aktiven Vulkan Piton de la Fournaise und drei gewaltigen Talkesseln ist UNESCO-Weltnaturerbe. „Die Insel ist unglaublich vielfältig – landschaftlich und kulturell“, berichtet Maja begeistert.

Nach ihrem Abitur im Bereich Gesundheit und Soziales wollte sie die Zeit nach der Schule sinnvoll nutzen, bevor sie sich für einen Beruf oder ein Studium entscheidet. Im Französischunterricht war ihr Interesse an La Réunion geweckt worden – der Schritt ins Ausland lag nahe. „Durch die großartige Unterstützung des Europa-Teams dieser Schule, des Erasmus-Programms und des Partners auf la Réunion wurde mein Abenteuer möglich. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank“, sagt Maja.

Ihr Praktikum absolvierte Maja in der Touristeninformation der Stadt Saint-Pierre im Süden der Insel. Dort lernte sie zunächst die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele kennen, sortierte Flyer, aktualisierte Informationen und begleitete Stadtführungen. Bald beriet sie Touristinnen und Touristen eigenständig – auf Französisch, Deutsch und Englisch – zu Aktivitäten, Wanderungen, Stränden und Transportmöglichkeiten. „Am Arbeitsplatz wurde ich von sehr lieben, großherzigen, lachenden und aufgeschlossenen Kolleginnen und Kollegen herzlich empfangen. Ich habe mich vom ersten Tag an wohlgefühlt“, erzählt sie.

In den ersten Wochen lebte Maja bei einer Gastmutter, mit der sie gemeinsam kreolisch kochte, Wochenendausflüge unternahm und ein Familienwochenende im Talkessel Cilaos verbrachte. „Mit ihr hätte es nicht schöner sein können“, schwärmt Maja rückblickend.  Später zog sie in ein kleines Apartment mit Meerblick – der Schritt in die völlige Selbstständigkeit. „Ich habe gelernt, meinen Alltag allein zu organisieren, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen“, sagt sie. Auch sprachlich sei sie über sich hinausgewachsen: „Am Anfang war es schwer, den Gesprächen auf Französisch zu folgen. Aber mit der Zeit habe ich das Englische fast komplett weggelassen.“ An dem ein oder anderem Tag fiel es ihr schwer, so lange und weit weg von Zuhause zu sein. Trotzdem hat sie jeden Tag genossen. „Außerdem gab es während meiner Reise kein einziges Problem und auch keine Unzufriedenheit vor Ort. Durch die Organisation auf La Réunion und durch Frau Ohde in Deutschland habe ich auch immer einen Ansprechpartner gehabt“, berichtet Maja.

Nach Feierabend und an den Wochenenden erkundete Maja die Insel: Sie beobachtete Wale und Delfine bei einer Bootstour, schnorchelte an Korallenriffen, wanderte zu Wasserfällen, bestaunte die Lavalandschaften am Piton de la Fournaise und blickte vom Berg Maïdo aus in den klaren südlichen Sternenhimmel – bis hin zur Milchstraße. Märkte, kreolische Spezialitäten, farbenfrohe Orte wie Hell-Bourg und Begegnungen mit Menschen aus aller Welt prägten ihren Aufenthalt. „Die Menschen auf der Insel sind mir sehr ans Herz gewachsen. Beim Abschied hatten wir alle Tränen in den Augen“, erzählt sie.

Majas Auslandspraktikum ist Teil des Erasmus+-Projekts AVE Erasmus – „Arbeiten im Vereinten Europa“ am Paul-Spiegel-Berufskolleg des Kreises Warendorf. Das Programm ermöglicht Schülerinnen und Schülern finanzierte Praktika im Ausland und wird durch die Europäische Union gefördert. Ab 2026 stehen wieder verschiedene Wege offen: Es werden Praktika in Sevilla, Conil de la Frontera, auf den Kanarischen Inseln, auf La Réunion, in Wien, in Dublin und in Cork angeboten. Auch ein selbst organisiertes Praktikum ist möglich, sogar außerhalb Europas.

Für alle Formen des AVE-Praktikums gibt es ein Stipendium, das einen großen Teil der Kosten abdeckt; der Eigenanteil bleibt überschaubar. Versicherungen sind inklusive, teilweise werden Sprachkurse angeboten. Voraussetzung ist vor allem die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen.

Wer sich genauer informieren möchte, hat dazu bald Gelegenheit:
Am Mittwoch, 28. Januar 2026, um 17:30 Uhr findet in der Aula des Paul-Spiegel-Berufskollegs eine Informationsveranstaltung zu den Erasmus+-Praktika statt. Eingeladen sind Schülerinnen und Schüler aller Bildungsgänge, ihre Eltern sowie Ausbilderinnen und Ausbilder.

Maja würde sich freuen, wenn viele ihrem Beispiel folgen: „Ich kann nur jeder und jedem empfehlen, den Mut zu haben und so ein Abenteuer zu wagen. Man wächst über sich hinaus – fachlich, sprachlich und persönlich.“