Joa Depner (Schulpsychologische Beratungsstelle), Derya Ari (Schutzteam des Paul-Spiegel-Berufskollegs), Inka Schweers (stellv. Schulleiterin), Antje Görges (Schulpsychologische Beratungsstelle), Thorn Leonhardt und Julia Beermann (Fachstelle Schutz der Caritas vor sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend), v.l.n.r.

Bildung und Erziehung sind die Kernaufträge von Schulen. Gleichzeitig stehen sie in der Verantwortung, Kindern und Jugendlichen einen Raum zu bieten, in dem sie sich ohne Beeinträchtigung persönlich entwickeln und Kompetenzen für ihr gesellschaftliches und berufliches Handel erwerben können. Mit einem besonderen Aspekt dieser Verantwortung hat sich das Kollegium des Paul-Spiegel-Berufskollegs Warendorf auseinandergesetzt: Eine ganztägige Fortbildung widmete sich dem Umgang mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Für das Kollegium stand die Frage im Vordergrund, was Schule tun kann, um junge Menschen zu schützen, Opfern zu helfen und präventiv zu agieren.

Julia Beermann und Thorn Leonhardt von der Fachstelle Schutz der Caritas Ahlen (unterstützt durch Joa Depner und Antje Görges von der Schulpsychologischen Beratungsstelle des Kreises Warendorf) führten durch die Komplexität des Themas. Die beiden Fachkräfte gaben  einen Überblick über die Erscheinungsformen und Abstufungen sexualisierter Gewalt und stellten szenisch anschaulich und gut nachvollziehbar dar, welche Strategien das Denken und Handeln der Täterseite kennzeichnen. Das konstruierte Beispiel einer betroffenen Jugendlichen erhellte die Dynamik eines Falles sexualisierter Gewalt im Beziehungsgeflecht von Opfer, Täter und Angehörigen.

Schule sei ein wichtiger Ort, da hier ein Teil der Fälle erkannt werde, erläuterte Thorn Leonhardt. Aufgrund von Fallzahlen – wobei es ein großes Dunkelfeld gebe – seien rein statistisch pro Klasse ein bis zwei Schüler oder Schülerinnen als Opfer betroffen. „Das Problem bei Kindern und Jugendlichen ist, dass ihnen oft die Fähigkeiten fehlen, sich zu widersetzen“, so Leonhardt. Insbesondere an weiterführenden Schulen komme es zu Grenzverletzungen, Übergriffen und Strafhandlungen im Bereich sexualisierter Gewalt auch unter Gleichaltrigen. Das Nutzen von Sozialen Medien spiele hier eine große Rolle.

Dem informierenden und aufklärenden Teil der Fortbildung folgte ein Austausch in kleinen Gruppen. Die Lehrerinnen und Lehrer vertieften sich weiter in detailliertere Fragestellungen und diskutierten insbesondere, wie sie sich verhalten können und müssen, wenn sie sich mit einem Fall sexualisierter Gewalt konfrontiert sehen. Darüber hinaus wurden Regeln für das Verhalten der Lehrkräfte reflektiert, die es zum Ziel haben, Grenzen zu achten und jede Form von Gewaltausübung gegenüber allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft auszuschließen. In der abschließenden Präsentationsrunde gab es viele hilfreiche, auf den schulischen Kontext abgestimmte Hinweise von Julia Beermann und Thorn Leonhardt. Für Schulleitung und Kollegium gut zu wissen ist, dass die Fachstelle Schutz der Caritas im Bedarfsfall für Beratung kontaktiert werden kann – natürlich auch von Betroffenen und Bezugspersonen.

Das Fazit der Fortbildung brachte auch hervor, dass es am Paul-Spiegel-Berufskolleg bereits viele implementierte Angebote gibt, die darauf ausgerichtet sind, Schülerinnen und Schüler zu unterstützen und zu stärken, aber auch Werte und Normen zu vermitteln, die auf ein respektvolles und gewaltfreies Miteinander abzielen. Die stellvertretende Schulleiterin Inka Schweers betonte zum Abschluss eines intensiven und sensibilisierenden Fachtages: „Grenzachtende Haltung und Werte stehen im Vordergrund unserer Weiterarbeit an unserem schulischen Schutzkonzept gegen Gewalt.“ Die Mitglieder des Schutzteams der Schule sind derzeit Derya Ari, Christina Bosch dos Santos und Gerrit Reinhard.