Leben mit der HIV-Infektion

Leben mit der HIV-Infektion

Matthias Gerschwitz erreichte die Schülerinnen und Schüler mit einem offenen Vortrag über seine HIV-Erkrankung

Mit legerem Sweatshirt, Sneakers und Basecap steht Matthias Gerschwitz vor den Schülerinnen und Schülern der Unterstufe der Fachoberschule für Gesundheit und Soziales am Paul-Spiegel-Berufskolleg und beantwortet entspannt jede Frage. Der Berliner Werber und Autor ist Mitte 60, wirkt offen, authentisch und zugewandt. Seit 1994 lebt er mit der Diagnose HIV – und geht ganz selbstverständlich damit um.

Über sein Leben mit der HIV-Infektion hat er das Buch mit dem Titel „Endlich mal was Positives“ geschrieben und hält seit dessen Veröffentlichung Vorträge an Schulen. Zusammen mit Sandra Könning von der AIDS-Hilfe Ahlen besucht Matthias Gerschwitz jedes Jahr interessierte Schulklassen im Kreis Warendorf. Sein persönliches Anliegen ist die Aufklärung von jungen Menschen, denn er weiß, wie wichtig Wissen und Prävention sind. Er berichtet sehr offen über seine Infektion. „Die Ansteckung passierte bei ungeschütztem Sexualkontakt nach einer durchfeierten Nacht im Herbst 1992“, erzählt er ehrlich. Einen Vorwurf macht er seinem damaligen Sexualpartner nicht. „Ich hätte selbst aufpassen müssen und es gelte das Prinzip der geteilten Verantwortung. Jeder ist für seinen Schutz selbst verantwortlich.“

Die HIV/AIDS Pandemie begann in den 1980er Jahren. Die Erkrankung wurde zu dieser Zeit fälschlicherweise als „Schwulenseuche“ bezeichnet, da HIV damals vor allem mit homosexuellen Männern in Verbindung gebracht wurde, was zu massiver gesellschaftlicher Ausgrenzung, Stigmatisierung und Diskriminierung führte. Heute weiß man, dass eine HIV-Infektion jeden Menschen treffen kann. Das Virus wird durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, Blutkontakt oder von Mutter zu Kind übertragen und nicht durch Umarmungen, Händeschütteln oder den Gebrauch von gemeinsamen Toiletten, wie fälschlicherweise von vielen Menschen geglaubt wird. Das Erkennen der Infektion ist häufig schwierig, da das Virus keine spezifischen Krankheitszeichen hat. Die Symptome ähneln einem grippalen Infekt und verschwinden meist nach einigen Tagen oder Wochen wieder. Deshalb wird HIV im Frühstadium oft nicht erkannt.

Bei Verdacht auf eine Ansteckung mit dem Virus hilft z.B. der HIV-Schnelltest, der nach Information von Sandra Könning z.B. bei der AIDS-Hilfe in Ahlen oder beim Gesundheitsamt durchgeführt werden kann. Über seine eigene Diagnose schildert Matthias Gerschwitz den nachfolgenden Ablauf. 1993 sei er in einer beruflich sehr anstrengenden Phase zum Arzt gegangen, da er sich nicht gut gefühlt habe. Seine Wahl fiel auf eine Praxis in der Nähe seines Berliner Wohnortes. Bei seinem ersten Termin habe der Arzt ihm Blut abgenommen und Gerschwitz habe gefragt, ob er auch einen „AIDS-Test“ machen könne. Der Mediziner hätte von ihm wissen wollen, warum er diesen Test möchte und er habe geantwortet, weil er als homosexueller Mensch zur Risikogruppe gehöre. Es sei ihm bis heute nicht klar, warum er diesen Test zu diesem Zeitpunkt verlangt habe. Einige Tage später habe er erneut die Praxis aufgesucht, um seine Blutwerte zu erfahren. Er erinnert sich noch genau an den Moment, als ihm der Arzt die Diagnose überbrachte: „Er saß mit gesenktem Blick vor mir und sagte, ich solle die Zeit genießen, die mir noch bleibe – und das Beste daraus machen.“

Diese Antwort habe ihn sehr wütend gemacht – allerding wisse er heute, dass der Arzt mit der Überbringung der Diagnose überfordert gewesen sei. HIV sei damals in der öffentlichen Wahrnehmung noch ein Todesurteil gewesen. Die Behandlung bestand aus einer Vielzahl von Medikamenten mit schweren Nebenwirkungen. „Ich muss heute nur noch zwei Tabletten am Tag nehmen und meine Viruslast liegt unter der Nachweisgrenze“, berichtet Matthias Gerschwitz. Die medikamentösen Therapiemöglichkeiten haben dafür gesorgt, dass HIV und AIDS für viele junge Menschen eher harmlos wirken.

Matthias Gerschwitz warnt davor, das HI-Virus zu unterschätzen. Es sei dem Virus egal, wen es befalle und die Nebenwirkungen der Medikamente bzw. die körperlichen Beschwerden seien nicht zu unterschätzen. Sandra Könning stellte den Schülerinnen und Schülern Informationsmaterialien zur Verfügung und verwies auf die Angebote der AIDS-Hilfe. Im nächsten Jahr werden Matthias Gerschwitz und Sandra Könning wieder eine Vortragsreihe an den Schulen im Kreis Warendorf anbieten.

Paul-Spiegel-Berufskolleg spendet Pflegebetten für die Ukraine

Paul-Spiegel-Berufskolleg spendet Pflegebetten für die Ukraine

Die angehenden Sozialassistentinnen und -assistenten bei der Übergabe der dringend benötigten Hilfsmittel für die Ukraine

Die Berufsfachschule für Sozialwesen des Paul-Spiegel-Berufskollegs Warendorf hat in Absprache mit dem Kreis Warendorf drei ausrangierte Pflegebetten und einen Pflegenachtschrank an die „Hilfe für Familien in der Ukraine – Bad Hönningen“ übergeben.

Franz Breitenbach, Organisator der Hilfsorganisation, hat sich gemeinsam mit Stefan Freiholz auf die über 200 Kilometer lange Strecke von Rheinland-Pfalz nach Warendorf begeben, um die Spenden entgegenzunehmen. Die Organisation sammelt seit Beginn des Ukrainekrieges im Jahr 2022 Sach- und Geldspenden und hat bereits 15 Hilfsgütertransporte in die Ukraine gestartet. Pro Tour benötigt die Organisation ca. 3500 Euro für die Transportkosten.

Franz Breitenbach zeigt bei seiner Ankunft Bilder aus der Ukraine. Es ist spürbar, dass ihn das Erlebte tief bewegt und gleichzeitig Antrieb für ihn ist, weiter Spenden zu sammeln, um möglichst vielen Menschen helfen zu können. Auf einem Foto sind verwundete Soldaten in einem Zelt zu sehen, die in den Pflegebetten aus Deutschland medizinisch versorgt werden. Für die Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule für Sozialwesen ist es erschreckend zu sehen, unter welchen Bedingungen die ärztliche und pflegerische Versorgung im Feldlazarett stattfindet.

Franz Breitenbach erklärt der Lerngruppe, dass die Dankbarkeit der Menschen die Ukrainehilfe Bad Hönningen dazu motiviert, weiter Spenden zu sammeln. Er habe eine ganze Palette Schokoladenosterhasen gekauft und in die Ukraine gebracht – die Freude der Kinder sei überwältigend gewesen. Als weiteres Beispiel erläutert er das Schicksal eines Mannes, der durch eine Mine beide Beine verloren habe. Dieser habe sich monatelang auf seinen Stümpfen fortbewegt und sei überglücklich gewesen, als er durch die Hilfe der Organisation einen Rollstuhl bekommen habe.

Die Hilfsorganisation sammelt beispielsweise finanzielle Mittel, medizinisches Material, Pflegebetten, Rollstühle, Nahrungs- und Hygieneartikel. Die Pflegebetten und andere medizinische Hilfsmittel werden in den Krankenhäusern der Ukraine dringend benötigt.

Ein Geheimnis gelüftet

Ein Geheimnis gelüftet

Romy Deger liest aus ihrem Roman Just YES

Mit der Einladung der Autorin Romy Deger setzte der Literaturkurs der Jahrgangsstufe 13 des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales einen besonderen Schlusspunkt unter seine Lesungsreihe. „Die besten Geschichten schreibt das Leben“, mit diesen Worten eröffnete Romy Deger ihre Lesung und zog das Publikum sofort in ihren Bann.

Die Nachricht über ihre Lesung verbreitete sich in Windeseile am Paul-Spiegel-Berufskolleg, sodass sich zahlreiche Schülerinnen und Schüler im Selbstlernzentrum einfanden, um dabei zu sein. Die Überraschung war groß, als gleich zu Beginn ein bislang gut gehütetes Geheimnis gelüftet wurde: Hinter dem Pseudonym Romy Deger verbirgt sich die Mathematik- und Deutschlehrerin eines großen Teils der zuhörenden Schülerinnen und Schüler. Mit Begeisterung und Staunen nahm das Publikum diese Enthüllung auf.

Gebannt folgten die Zuhörerinnen und Zuhörer der Lesung aus ihrem New Adult Romance Roman Just YES und zeigten großes Interesse an den kommenden Werken der Autorin. Besonders beeindruckt waren sie von der Leidenschaft, mit der ihre Lehrerin nicht nur den Schulalltag meistert, sondern auch als Schriftstellerin erfolgreich ist. Mit viel Offenheit gab Romy Deger zudem wertvolle Einblicke in die Welt des Schreibens – von der ersten Inspiration über das Veröffentlichen bis hin zum Marketing eines Buches.

Auch die Deutschlehrerinnen des Beruflichen Gymnasiums ließen es sich nicht nehmen, sich ein Autogramm der Kollegin zu sichern. „Die schönsten und spannendsten Geschichten schreibt das Leben – und natürlich unsere Deutschkollegin“, resümierte Literaturkurs-Lehrerin Sylvia Sahl-Beck mit einem Schmunzeln und rundete damit die gelungene Veranstaltung ab.

Wer den Weg der Autorin Romy Deger verfolgen möchte, findet sie sowohl auf Instagram als auch auf TikTok unter @romy.deger_autorin. Einen Blick in Band 1 Just YES und Band 2 NO more gibt die Romance-Autorin auf ihrer Website www.romydeger.de. Aktuell schreibt sie übrigens an Band 3 der Lynn&Yes-Reihe. Worum es gehen wird? Natürlich wieder um Liebe, Leidenschaft und Verrat. Die Liebesgeschichte zwischen Lynn und Yes ist dabei so real, dass tatsächlich alles echt sein könnte. Also Vorsicht! Herzschmerzgefahr! Denn man wird sich beim Lesen nicht nur verlieren, sondern auch ganz bestimmt darin wiederfinden!

Die Autorin mit dem Literaturkurs der Jahrgangsstufe 13 des Beruflichen Gymnasiums

Die Autorin im Kreise ihrer Deutschkolleginnen des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit und Soziales

Lernen auf dem Feld mit Spaten und Sonde

Lernen auf dem Feld mit Spaten und Sonde

Bodenproben als Anschauungsmaterial: Markus Wittkamp erläuterte die Auswirkungen der konservierenden Bodenbearbeitung

Die Ausbildungsklasse der landwirtschaftlichen Mittelstufe am Paul-Spiegel-Berufskolleg Warendorf beschäftigt sich im Fach Pflanzenproduktion mit verschiedenen Bodenbearbeitungssystemen. Neben der klassischen Abfolge von Stoppelbearbeitung, Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung haben sich in den letzten Jahren immer mehr Methoden der konservierenden Bodenbearbeitung etabliert.

Um die Theorie dann mit der Praxis zu verbinden, besuchte die Ausbildungsklasse Markus Wittkamp auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb in Warendorf.  Markus Wittkamp hat sich seit mehreren Jahren der Direktsaat, ein Bereich der konservierenden Bodenbearbeitung, verschrieben und schilderte seine Beweggründe und Erfahrungen.

Ziel der konservierenden Bodenbearbeitung ist es, die mechanische Bearbeitung und die damit verbundene Bewegung des Bodens zu minimieren, damit der Ackerboden über Jahre ein stabiles Bodengefüge bildet. Diese Böden verfügen dann u.a. über ein verbessertes Bodenleben, haben einen höheren Humusgehalt und sind widerstandsfähiger gegenüber Extremwetter und Erosion.

Mit Hilfe von Spaten und Bodensonde hatten die Berufsschüler und -schülerinnen die Möglichkeit, die Böden zu begutachten, die jetzt schon seit 5 Jahren nicht mehr gepflügt oder gegrubbert werden – und so viel sei verraten: die Unterschiede zur klassischen Bodenbearbeitung sind deutlich zu sehen. Ein Praxistag, von dem die angehenden Landwirte und Landwirtinnen viel mitgenommen haben.

Eine Woche im Zeichen der Berufsorientierung

Eine Woche im Zeichen der Berufsorientierung

Wie viele Berufsfelder die Kreisverwaltung zu bieten hat, erfuhren Schülerinnen und Schüler bei einem Besuch im Kreishaus. (Foto: Kreis Warendorf)

Was ist das Besondere an einem Beruflichen Gymnasium? Den beiden Beruflichen Gymnasien, die am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Warendorf beheimatet sind, gelingt ein Spagat: einerseits erhalten Absolventinnen und Absolventen dort nach erfolgreich absolvierter dreijähriger gymnasialer Oberstufe das Vollabitur, das zur Aufnahme jedes beliebigen Studienganges berechtigt. Andererseits gewinnen Schülerinnen und Schüler durch die Ausrichtung auf ein bestimmtes berufliches Spektrum schon während ihrer Schulzeit wichtige Einblicke in Berufsfelder, die sie bei der Entscheidung für eine berufliche Laufbahn unterstützen. Berufsorientierung steht also immer auf dem Lehrplan. So erlebte der zwölfte Jahrgang des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales mit dem fachlichen Schwerpunkt Pädagogik jüngst eine intensive Berufsorientierungswoche. Dabei zeigte sich das breite Netz der Kooperationspartnerschaften, mit denen das Berufliche Gymnasium zusammenarbeitet.

Eine dieser Kooperationen besteht mit dem Kreis Warendorf. Ein Besuch bei der Kreisverwaltung ließ eine Vielfalt interessanter Berufsmöglichkeiten aus den Bereichen Gesundheit, Soziales und Pädagogik entdecken. Cem Güvenc, Janina Nonte und Jana Mikesky hatten einen sehr abwechslungsreichen Rundgang vorbereitet. So erfuhren die Schülerinnen und Schüler bei der Kreispolizeibehörde, welche Voraussetzungen man für eine Bewerbung bei der Polizei mitbringen muss und wie das Duale Studium abläuft. Sie durften ein Polizeiauto aus der Nähe erkunden und die Arbeit des Erkennungsdienstes kennenlernen. In der Rettungsleitstelle durften sie einen simulierten Notruf absetzen und lernten, wie die Ausbildung im Rettungsdienst abläuft. Natürlich wurde auch ein Rettungswagen mit all seinem Zubehör in Augenschein genommen. Auch eine Beschäftigung im Jugendamt ist eine mögliche Berufsperspektive. Dorthin führt das Studium der Sozialen Arbeit, wie Daniel Bögge, Leiter des Sachgebiets Soziale Prävention und frühe Hilfen im Amt für Kinder, Jugendliche und Familien des Kreises Warendorf erläuterte. Durch die hervorragende Organisation und das hohe Aufgebot an Akteuren von Seiten des Kreises konnten die Schülerinnen und Schüler hier wertvolle Eindrücke gewinnen.

An einem Tag machte sich die ganze Gruppe auf den Weg nach Telgte, wo ihnen die verschiedenen Arbeitsbereiche des St. Rochus-Hospitals vorgestellt wurden. Viele dort tätige Kräfte nahmen sich die Zeit, um den Schülerinnen und Schülern in Kleingruppen die einzelnen Bereiche vorzustellen. So führte ein Rundgang durch die Küche und stellte die logistische Herausforderung vor, 2000 Mittagessen täglich zuzubereiten. Im Verwaltungsbereich wurden die Aufgabenbereiche der Mitarbeitenden erläutert. Ein Bereich galt der Pflege, die sich in einer psychiatrischen Einrichtung grundsätzlich von der normalen Alten- oder Krankenpflege unterscheidet, aber auch innerhalb des Hauses zwischen den verschiedenen Abteilungen große Unterschiede aufweist. Auch der Bereich Ergotherapie war vertreten, hier gab es zunächst grundlegende Informationen zur Ergotherapie, bevor dann die verschiedenen Einsatzbereiche dieser Therapieform im St. Rochus-Hospital vorgestellt wurden. Beim Sozialdienst erfuhren die Schülerinnen und Schüler, wie dieser als Bindeglied zwischen Behandlung und Alltag fungiert und Patientinnen und Patienten bei allen Problemen unterstützt, die rund um ihre Erkrankung auftreten können.

Am letzten Tag der Berufsorientierungswoche stand ein Besuch bei den Freckenhorster Werkstätten auf dem Programm. Antje-Christina Möller vom Sozialen Dienst der Einrichtung machte die Schülerinnen und Schüler durch eine Präsentation mit den verschiedenen dort vertretenen Berufsfeldern bekannt. Besonders die anschließende Führung durch die Werkstätten und der Kontakt mit den dort Beschäftigten hinterließen durch die spürbare positive Atmosphäre einen nachhaltigen Eindruck.

Abgerundet wurde die Berufsorientierungswoche durch eine Informationsveranstaltung zu „Wegen nach dem Abitur“ der Bundesanstalt für Arbeit. Nach einer sehr informativen, eindrucksvollen und abwechslungsreichen Infowoche haben viele der Schülerinnen und Schüler jetzt ein Ziel vor Augen, wofür sich das Lernen lohnt. Auch haben sich für viele neue Perspektiven ergeben. So äußerte sich Nico Zablocka: „Die Berufsorientierungswoche hat mir neue Einblicke in verschiedene Berufe gegeben.“ Auch das Organisationsteam der Berufsorientierungswoche rund um Abteilungsleiterin Sylvia Sahl-Beck und Studien- und Berufsorientierungskoordinatorin Gisela Mersmann ist sehr zufrieden mit dem Verlauf. Eine Wiederholung im kommenden Jahr ist bereits in Planung.

Der 12. Jahrgang des Beruflichen Gymnasiums im St. Rochus-Hospital, zusammen mit Klassenlehrerin Gisela Mersmann (3.v.l.) und den Mitarbeitenden des Hospitals

Von Erfahrung profitieren

Von Erfahrung profitieren

Sie hatten Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften spannende Erfahrungen zu berichten: (von rechts nach links) Johanna Sökeland (Rottendorf Pharma), Beate Große Schawe (Eva Hüser Physiotherapieschule), Annika Dammann (Studentin Soziale Arbeit), Heike Wiesmann (Verbundleitung St. Laurentius), Anna Nienkemper (Lebenshilfe e.V.) und Judith Kötter (Lebenshilfe e.V.). Daneben Gisela Mersmann (Lehrkraft und Organisatorin der Berufsorientierungswoche), Moritz Wehmschulte, Lucia Peters, Kristina Schmiehusen und Roberto Thomas (Lehrkräfte)

„Man müsste jemanden fragen können…“ – Wie oft wünschen wir uns Menschen, die uns bei schwierigen Entscheidungen mit ihrer Erfahrung zur Seite stehen können. Erst recht, wenn es um eine so wichtige Entscheidung wie die Berufswahl geht. Am Beruflichen Gymnasium für Gesundheit und Soziales mit dem fachlichen Schwerpunkt Pädagogik, das am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Warendorf beheimatet ist, geht man regelmäßig diesen Weg, die Schülerinnen und Schüler mit Menschen zusammen zu bringen, die über Erfahrung in ihrem Beruf verfügen. Am sogenannten Expertentag gibt es die Möglichkeit, sich über Ausbildungswege, Anforderungen und Berufsalltage, aber auch über Vor- und Nachteile verschiedener Berufe mit erfahrenen Personen aus den Berufsfeldern Pädagogik, Gesundheit und Soziales auszutauschen.

Judith Kötter und Anna Nienkemper berichteten von ihren persönlichen Lebenswegen, die sie schließlich als hauptberufliche Angestellte zum Verein Lebenshilfe e.V. geführt haben, einem Verein, der sich für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung einsetzt. Die Möglichkeiten im Verein tätig zu werden sind sehr vielfältig, von ehrenamtlicher Tätigkeit über Freiwilligendienste, Praktika, Ausbildung und duales Studium bis hin zur hauptberuflichen Beschäftigung. Was die Arbeit lohnenswert mache, so Judith Kötter, sei die spürbar große Dankbarkeit der Betroffenen, die Abwechslung und das gute Klima im Team. Viele, die ursprünglich nur kurzzeitig für die Lebenshilfe arbeiten wollten, seien immer wieder gekommen und hätten zum Teil das Ehrenamt zum Beruf gemacht, was Anna Nienkemper kommentiert mit: „Einmal Lebenshilfe, immer Lebenshilfe!“

„Du willst etwas bewegen? Werde Physio!“ Diesen Satz stellt Beate Große-Schawe ihrem Vortrag voran. Als Assistentin der Geschäftsführung der Eva Hüser Physiotherapieschule in Bad Laer konnte sie wertvolle Tipps zu Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Physiotherapie geben. Die Schule in Bad Laer punktet durch die familiäre Atmosphäre, die vielfältigen Kooperationspartner und die grüne Umgebung, die es möglich macht, praktische Einheiten in den Kurpark zu verlegen.

Heike Wiesmann ist die Verbundleitung der sieben Kindergärten der St.Laurentius-Gemeinde in Warendorf. Als Verstärkung hatte sie Annika Dammann mitgebracht, die als Studentin der Sozialen Arbeit gerade eine Praxisphase in einer Warendorfer Kita absolviert. Gemeinsam berichteten sie vom Berufsbild Erzieherin/Erzieher. Der Weg zu diesem Beruf führt über die Praxisintegrierte Ausbildung (PIA), bei der von Anfang an Theorie und Praxis miteinander verknüpft sind. Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen? Welchen Anforderungen muss ich gerecht werden? Und wieviel verdiene ich in diesem Beruf? Auf all diese Fragen hatten Heike Wiesmann und Annika Dammann eine Antwort parat.

Einen ganz anderen Bereich vertrat Johanna Sökeland von der Rottendorf Pharma GmbH. Dieser wichtige Arbeitgeber im Kreis Warendorf wurde in einer beeindruckenden Präsentation vorgestellt, bevor mögliche Karrierewege in der Pharmabranche skizziert wurden: von den Ausbildungsberufen Pharmakant/in, Chemielaborant/in oder Industriekaufmann/-frau bis hin zum Dualen Studium in den Bereichen BWL oder Wirtschaftsinformatik reichte die Palette möglicher Berufswege. Eine besondere Möglichkeit zum „Hineinschnuppern“ bietet die Rottendorf Pharma GmbH Schülerinnen und Schülern mit dem Projekt „Dein Praktikum nach Maß“, bei dem immer in der ersten Woche der Sommerferien die Möglichkeit besteht, ein ganz nach den eigenen Interessen gestaltetes Praktikum zu absolvieren.

Spannend wurde es für die Anwesenden, als Yvonne Heurich und Steffen Wehnert von der Schule für Medizinische Technologie in der Radiologie am UKM Münster gleich eine praktische Aufgabe mitgebracht hatten. Es galt, radiologische Bilder auszuwerten und einen medizinischen Befund daraus abzuleiten. Von der verschluckten Sponge-Bob-Figur bis hin zur Metastasierung von Tumoren gab es unterschiedlich herausfordernde Bilder. Wie diese entstehen, welche verschiedenen bildgebenden Diagnoseverfahren es gibt und welche Tätigkeiten sich hinter der Berufsabkürzung MTR (medizinische/r Technologe/in der Radiologie) verbergen, dazu informierten die Fachlehrerin für Radioonkologie und der übergeordnete Praxisanleiter sehr anschaulich.

Am Ende verließen die Schülerinnen und Schüler den Expertentag mit vielen neuen Eindrücken und spannenden Einblicken in diverse Berufsfelder, zum Teil aber auch mit neuen Perspektiven für die eigene Berufswahl. So äußerte sich Michelle Richter: „Ich hätte nie gedacht, dass der Beruf der Physiotherapeutin so interessant ist!“