„Volle Kraft voraus, zurück aufs offene Meer hinaus“ – unter diesem Motto stand in diesem Jahr die Abschlussfeier der Abiturientia am Paul-Spiegel-Berufskolleg (PSBK) in Warendorf. Am Beginn der Feierlichkeiten stand ein Gottesdienst in der Marienkirche. Es folgte die Feier im Freien, an der Schüler*innen, Lehrkräfte sowie Angehörige teilnahmen und die von Klim Hryhor am Saxophon musikalisch untermalt wurde. Der aus der Ukraine stammende Schüler des Paul-Spiegel-Berufskollegs sprang spontan für die erkrankte Fachlehrerin Ulrike Eselgrim ein, die die Feierlichkeiten ursprünglich musikalisch begleiten sollte.

Nach zweijähriger Corona-Pause konnten die Absolvent*innen zweier Bildungsgänge, des Wirtschaftsgymnasiums und des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales, wieder gemeinsam verabschiedet werden. Entsprechend groß war die Zahl der Redner*innen, die rückblickend den Weg von der Einschulung bis zum Abitur schilderten, einzelne Stationen der gemeinsamen Reise ins Gedächtnis riefen und die Wichtigkeit der unterwegs geknüpften sozialen Kontakte hervorhoben, denen auch die zahlreichen Corona-Restriktionen nichts anhaben konnten. Kein anderer Jahrgang war durch die Corona-Zeit und deren Auswirkung so lange gebeutelt worden wie der Abschlussjahrgang 2022.

Das hob auch die stellvertretende Schulleiterin Inka Schweers hervor, die für den kurzfristig ausgefallenen Schulleiter Udo Lakemper das Wort ergriff. Zudem wies sie auf den bevorstehenden Kurswechsel hin, indem sie betonte, dass das Ende der Schulzeit für die Absolvent*innen einen Übergang in eine neue Phase, einen neuen Lebensabschnitt, markiere. Die damit verbundenen Entscheidungen, die von den 84 Verabschiedeten, darunter erlangten 78 die allgemeine Hochschulreife und 6 den schulischen Teil der Fachhochschulreife, geben nun die Richtung an. Dabei hätten die Absolvent*innen die „Qual der Wahl zwischen 324 anerkannten Ausbildungsberufen und 20.359 Studiengängen“, hob Inka Schweers hervor.

Abteilungsleiterin Sylvia Sahl-Beck verriet, dass auf eine Evaluationsfrage hin, was die Schüler*innen in Zukunft im Anschluss an den Besuch des PSBKs voraussichtlich machen werden, die Absolvent*innen des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales zu ca. 60 % ein Studium, überwiegend im Bereich Sozialwesen, anstreben werden. Im Wirtschaftsgymnasium hätten sich die Absolvent*innen mit knapp 66% mehrheitlich für eine Ausbildung, in erster Linie im Bereich Wirtschaft und Verwaltung, entschieden. Sie griff das titelgebende Schiffsmotiv auf und erinnerte beispielsweise an die Mottowoche, in der der Gemeinschaftssinn der Jahrgangsstufe 13 besonders hervorgetreten sei. So habe sich die von den Lehrer*innen gut geplante, diszipliniert durchdachte Abitur-Workshopwoche, in die reinste „Meuterei“ verwandelt. Die Schiffsmannschaft habe alle Kommandos von der Brücke ignoriert und sei laut „Aloha Heja“ singend durch die Aula gerudert. Danach sei aber wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt und die Besatzungsmitglieder hätten sich auf die anstehenden, vielleicht bisher härtesten Prüfungen ihres Lebens vorbereitet. Dass ihnen dabei Vieles abverlangt worden sei, „auf fachlicher und auch auf emotionaler Ebene“, wurde ebenfalls gewürdigt. Mit „Mut und Entschlossenheit“ sei sich den Herausforderungen gestellt worden: „Sie haben das Ruder selbst in die Hand genommen und auch wenn der ein oder andere etwas von seinem ursprünglichen Ziel abgewichen ist, haben Sie Kurs aufgenommen. Kurs hin zu neuen Ufern. Darauf dürfen Sie stolz sein!“ Sie rief den Abschlussjahrgang dazu auf, kommendem Neuland weltoffen, abenteuerlustig und neugierig zu begegnen.

Dass sich der mit dem Abitur erworbene Reifegrad nicht ausschließlich über erworbenes fachliches Wissen definiere, veranschaulichte Jochen Heitwerth (Klassenlehrer der GE13B) mit seiner Seestern-Parabel. Er leitete seine Rede mit einem Auszug aus „Generation Hope“ von Kimberlie Hamilton ein. Darin wird erzählt, dass ein Mann beobachtet, wie ein Junge Seesterne zurück ins Wasser wirft. Über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes “Abitur“ und die Herleitung über den lateinischen Begriff „abire“ gleich „weggehen“, fügte er seine „Begleiter innerhalb seiner Parabel“ hinzu: „Weggehen und die Seesterne“. In einem Rückblick auf Unterrichtsvorhaben, die einem tieferen Bezug zur Beobachtung der Welt dienten, wurden die Abiturien*innen „als Weggehende“ dargestellt, die nun mit all dem erworbenen Wissen im Gepäck frei nach „Wissen ist Macht“ so zur eigenen Verortung in der Welt befähigt und besser gegen manche Falschinformationen gerüstet seien und es eventuell auch zukünftig sein würden. Dieses „Gepäck für eine ungewisse Zukunft“ mit auf den Weg geben zu können umfasse eine Herzensbildung, die dazu ermutigen solle, sich für die Zukunftsfähigkeit der eigenen Welt einzusetzen. Weshalb es eben doch einen Unterschied mache, wenn einzelne Seesterne zurück ins Meer geworfen werden, obwohl es „so viele“ seien, wurde besonders durch die offene Frage „Was sind deine Seesterne, was ist dein Seestern – Dein Herzensprojekt für die Welt, für das es sich lohnt, einen Unterschied zu machen?“ deutlich. „Denn Du bist Teil der ‚Generation Hope‘ – vielleicht rettest Du Deinen Seestern!“, betonte Jochen Heitwerth.

Möglicherweise wird auch diese Haltung den Entscheidungsdruck bei der Gestaltung der neuen Lebensphase erleichtern und der Gedanke, auch mit kleinen Veränderungen der „Generation Hope“ (Jochen Heitwerth) anzugehören, Kraft fürs Lossegeln aus dem sicheren Hafen schenken, um „sich mutig und vielleicht manchmal auch hart in den Wind des Lebens“ (Sylvia Sahl-Beck) stellen zu können.

Diesen zuversichtlichen Eindruck vermittelten Lucas Pinkhaus (Schüler der GE13A) und Gentina Rrustemi (Schülerin der GW13A) stellvertretend für ihre Bildungsgänge jedenfalls, indem sie deutlich machten, dass sie sich nach gemeinschaftlich gut überstandenen stürmischen Zeiten stets wohl gefühlt haben und jedes Besatzungsmitglied das Ruder nun selbst in die Hand nehmen wird.

Die Abi-Motti „Oft Dichter als Denker“ (GE) und „Jetzt wird die Wirtschaft geboostert“ (GW) wurden von Marile Seibring (GE) und Lennart Sökeland (GW) präsentiert.

Im Anschluss fand nach einer mit starkem Beifall gewürdigten Musikeinlage von Klim Hryhor die feierliche Übergabe der Zeugnisse durch die Klassenlehrer*innen statt.

Einige Absolvent*innen stachen dabei besonders hervor:
Mit einem Notendurchschnitt von 1,8 schlossen Gil Maurice Bödding (GW13A) und Marlene Zanke (GW13B) ab. Einen Schnitt von 1,7 erlangten Johanna Horstmann (GW13A), Lukas Schürmann (GW13B) und Cora Thoben (GW13B). Katharina Füchte (GW13C), Marie Schulke (GW13C), Jan Wenning (GW13C) und Marie Pries (GE13A) erreichten einen Schnitt von 1,6. Christine Jürgens (GW13C), Mareike Volkmann (GE13A) und Yvonne Wiemann (GE13A) erlangten einen Durchschnitt von 1,4. Zu einem Notendurchschnitt von 1,2 wurde Kaja Niermann (GW13B) sowie Julia Lasthaus und zu einem Schnitt von 1,1 wurde Kea Evermann (GW13C) und Jacob Claes (GE13B) gratuliert. Als Jahrgangsstufenbeste wurde Sina Evermann (GE13B) zu ihrer herausragenden Leistung mit der Bestnote 1,0 gratuliert.

Beim Sektempfang klang die Verabschiedungsfeier mit vielen guten Gesprächen aus, die auf den Abibällen am Abend fortgesetzt werden konnten.