In einem Rollenspiel verhandelten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 die Frage nach der Verantwortung Gottes für das Leid in der Welt (von li. nach re.: Tim Althues, Matthias Rump (Kaplan an St. Laurentius), Jonas Weglage, Lukas Eggelbusch, Konrad Schoppmann (Religionslehrer), Celine Linnemann, Matteo Schöne, Markus Freese)

„Unschuldig“. Das war das abschließende Urteil der sechs „Geschworenen“  in einem Projekt des Religionsunterrichts der Klasse 12 A des Wirtschaftsgymnasiums am Paul-Spiegel-Berufskolleg. In einem Rollenspiel wurde Gott wegen unterlassener Hilfeleistung in  „unzähligen Fällen“ vor Gericht gestellt. Nachdem die „Staatsanwaltschaft“ ihre Anklageschrift verlesen und ihre „Zeugen“ verhört hatte, rief der „Richter“  Matthias Rump, Kaplan an St. Laurentius Warendorf, in den Zeugenstand. Der 30jährige katholische Geistliche argumentierte als Seelsorger, der den leidtragenden Menschen nahe sein möchte, indem er sie in  schweren Stunden bei Krankheits- und Trauerfällen begleite und ihnen auf Augenhöhe begegne. Gott habe die „beste aller möglichen Welten“ (Gottfried Wilhelm Leibniz) geschaffen und zu dieser Welt gehöre auch das, was der Mensch nicht in der Hand habe. Für Kriege und Terroranschläge  jedoch, die  sogar im Namen Gottes geführt würden, sei allein der Mensch verantwortlich, der nur Gründe für seine Gewalt suche und Gott als Vorwand und Vehikel missbrauche. Aber, so Kaplan Matthias Rump weiter, zur Freiheit des Menschen gehöre eben auch die Möglichkeit, sich für das Böse, für die Gewalt und damit gegen Gott zu entscheiden.  Die Menschen könnten Gott nur bejahen und lieben, wenn sie frei seien, was im Umkehrschluss aber auch die Entscheidungsmöglichkeit gegen Gott impliziere. Zum Schluss lenkte Kaplan Rump die Aufmerksamkeit der „Prozessteilnehmer und -teilnehmerinnen“ auf den am Kreuz hängenden  Jesus von Nazareth, der auch wie zahllose Menschen vor und nach ihm verzweifelt und zweifelnd nach Gott geschrien habe.

Diese „Zeugenaussage“ von Matthias Rump, die die Frage nach Gottes Verantwortung angesichts von Leid, Krankheit und Tod am Ende auch offen hielt, überzeugte die „Geschworenen“ so sehr, dass sie Gott freisprachen, indem sie für „unschuldig“ plädierten. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich nach der “Urteilsverkündung” nachdenklich und beeindruckt zugleich. “Eine solche Unterrichtsstunde vergisst man nicht so leicht,” war das einhellige Fazit.” Religionslehrer Konrad Schoppmann bedankte sich am Schluss dieser „lehrreichen Stunde“ bei Kaplan Rump für dessen authentisches und engagiertes Mitwirken.